Burgruine Wagrain
Salzburg / Bez. ST. Johann im Pongau / Wagrain

Die Burgruine Wagrain nimmt die gesamte Fläche eines steilen Hügels ein, der sich mitten im Ortsgebiet von Wagrain erhebt. Dieser ist etwa 30 Meter hoch und hat eine völlig ebene Oberfläche von etwa 60x60 Metern. Die Seiten des Hügels sind sehr steil aber nicht felsig. Im Osten ist das Plateau über eine Senke mit dem höher gelegenen, älteren Teil Wagrains verbunden.
Die Burg wurde im 13. Jahrhundert von den Herren von Goldegg errichtet und  um 1323 zerstört, weil die Goldegger im Streit um den Deutschen Königsthron anderer Meinung waren als Ihr fürsterbischöflicher Landesfürst. Im Gegensatz zu Goldegg, das dasselbe Schicksal erlitt, wurde Wagrain danach nicht wieder aufgebaut.

Die Anlage wurde ab 2006 archäologisch untersucht, ausgegraben, vom Bewuchs befreit und konserviert. Das Resultat der Untersuchungen wurde in einer Sonderausgabe der Fundberichte (Die Burg Wagrain (FÖMat A/Sonderheft 11) publiziert.
Mein Plan entstand schon 1998, als die Mauerreste noch von Gestrüpp überwachsen und manche Gebäudereste völlig verschüttet waren. Einige der Fotos aus dem Jahr 1998 haben heute schon fast historischen Wert und zeigen, wie sich die Burganlage durch die Sanierung verändert hat:

Wagrain: Grundriss der Burganlage, vor den Ausgrabungen (1998)
Wagrain: Grundriss der Burganlage, vor den Ausgrabungen (1998)
Wagrain: Zugang zur Burg über die Einsattelung im Osten
Wagrain: Zugang zur Burg über die Einsattelung im Osten

Eine etwa 150 cm starke Ringmauer umschließt die gesamte Fläche des künstlich eingeebneten Burgplateaus, wobei der Verlauf der Ringmauer durch mehrere leichte Knicke dem natürlichen Gelände angepaßt wurde. Heute ist außerhalb der Ringmauerreste gerade noch genug Platz für einen schmalen Weg, der das Burggelände umrundet.

Der Zugang steigt an der Südseite zum Plateau hin an und führt dann weiter zur Ostseite der Burg. Dort stand deutlich innerhalb der Ringmauer ein freistehender runder Bergfried von ca. 11,5 Metern Durchmesser und  270 cm Mauerstärke, vom dem nur noch ein 2 Meter hoher Stumpf erhalten ist.
Beim Bau wurde an der Außenseite versucht mit großen Bruch- und Rollsteinen ein möglichst lagiges Mauerwerk zu erreichen. Knapp über dem heutigen Hofniveau ist ein abgeschrägter Sockel zu erkennen.
Es ist dies meines Wissens nach der einzige runde Bergfried in Salzburg und eines der seltenen Beispiele in Österreich. Er dürfte Mitte des 13 Jahrhunderts errichtet worden sein.

Wagrain: Stumpf des runden Bergfrieds, Foto 2010
Wagrain: Stumpf des runden Bergfrieds, Foto 2010
Wagrain: Grundriss von 1998 mit der Lage der Maueranker und des neuzeitlichen Gebäudes, das über den Stumpf des Bergfrieds gebaut war.
Wagrain: Grundriss von 1998 mit der Lage der Maueranker und des neuzeitlichen Gebäudes, das über den Stumpf des Bergfrieds gebaut war.
Wagrain: Innenseite des Bergfrieds (Foto 1998)
Wagrain: Innenseite des Bergfrieds (Foto 1998)
Wagrain: Innenseite des Bergfrieds (Foto 2010)
Wagrain: Innenseite des Bergfrieds (Foto 2010)
Wagrain: Mauerwerk des Bergfried vor der Sanierung (Foto 1998). Ein markanter Stein ist rot markiert. Zwei Lagen über dem Stein fehlt die äußere Mauerschale
Wagrain: Mauerwerk des Bergfried vor der Sanierung (Foto 1998). Ein markanter Stein ist rot markiert. Zwei Lagen über dem Stein fehlt die äußere Mauerschale
Wagrain: Mauerwerk des Bergfrieds nach der Sanierung: die Lagen am oberen Bildrand sind frei ergänzt (Foto 2010)
Wagrain: Mauerwerk des Bergfrieds nach der Sanierung: die Lagen am oberen Bildrand sind frei ergänzt.  (Foto 2010)

Vor der Sanierung konnte man noch an der Südseite, wo der Turm bis zum Fundament verfallen war, die Balkenkanäle für hölzerne Ringanker sehen. Bei der Sanierung wurden neue, wenig überzeugend wirkende Hölzer eingemauert, die die Ringanker darstellen sollen.

Ebenfalls bei der Sanierung wurden die Reste eines neuzeitlichen, rechteckigen Gebäudes entfernt, das über den Turmstumpf gebaut wurde.

Wagrain: Kanäle der verrotteten Maueranker im mauerwek des Bergfrieds (Foto 2005)
Wagrain: Kanäle der verrotteten Maueranker im Mauerwek des Bergfrieds (Foto 2005)
Wagrain: restaurierte Maueranker im Mauerwerk des Bergfrieds (Foto 2010)
Wagrain: ergänzte Maueranker im Mauerwerk des Bergfrieds (Foto 2010)
Die Ringmauer wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten vom Baumbewuchs befreit. Das Mauerwerk ist qualitativ deutlich schlechter als das des Bergfrieds. Bruchsteine und Rollsteine unterschiedlichster Größe wurden teils flach gelegt, teils schräg oder hochkant gestellt. Die Ringmauer hatte eine Stärke von etwa 150 cm.
Wagrain: Zustand der RIngmauer 2005
Wagrain: Zustand der RIngmauer 2005
Wagrain: die restaurierte und von Bewuchs befreite Ringmauer, 2010
Wagrain: die restaurierte und von Bewuchs befreite Ringmauer, 2010

Bei den archäologischen Untersuchungen wurde noch mehrere Gebäudereste gefunden, die auf meinem Plan nicht eingezeichnet sind, weil sie damals noch vollständig verschüttet waren:

In die etwa rechtwinkelige Nordwestecke der Ringmauer war mit einer Baufuge ein etwa 5x5 Meter großes Gebäude gestellt worden, vielleicht ein Eckturm.

In der Nordwest-Ecke der Burghofes stand - mit deutlichem Abstand zu Ringmauer - ein rechteckiges Gebäude von etwa 22 x13 Metern, vermutlich der Palas. Da die Gebäudereste nach der archäologischen Untersuchung wieder zugeschüttet wurdn, ist davon jetzt nur noch eine gequaderte Ecke und zwei Stufen einer an der Außenseite liegenden Freitreppe zu sehen.

Wagrain: die traurigen Reste des Palas (Foto 2010)
Wagrain: die traurigen Reste des Palas (Foto 2010)
Wagrain: Rest einer Treppenanlage (Foto 2010)
Wagrain: Rest einer Treppenanlage (Foto 2010)
Wagrain: Turmrest in der Nordwest-Ecke und die anschließende nördliche Ringmauer
Wagrain: Turmrest in der Nordwest-Ecke und die anschließende nördliche Ringmauer
Wagrain: Ein Stück der RIngmauer, Zustand 1998.
Wagrain: Ein Stück der RIngmauer, Zustand 1998.

Die gesamte Konstellation der Anlage ist für Österreich untypisch: Der ungewöhnlich große Bering mit fast 300 Laufmetern Ringmauer, der riesige Hof von gut 4000m2 Fläche und der im Hof freistehende runde Bergfried.

Wegbeschreibung:

Die Burgruine Wagrain liegt auf einer steilen Kuppe im Ortsgebiet von Wagrain.

Quellen:
Sonderausgabe der Fundberichte (Die Burg Wagrain (FÖMat A/Sonderheft 11)