Weyerturm
Salzburg / Bez. Zell am See / Gem. Bramberg am Wildkogel

 

Weyerturm Grundriss Weyerturm : Schnitt gegen Süden

 

Weyerturm : Ansicht von SüdostenDer Weyerturm ist nicht der übliche Wohnturm mit integrierter Kapelle, sondern eigentlich das genaue Gegenteil : eine riesige, notdürftig bewohnbare Doppelkapelle.
Diese Konstellation kommt insbesondere im südbayrischen Raum häufiger vor als man denkt, und wurde bereits von kompetenter Stelle in einem Aufsatz beschrieben ( Walter Haas : "Burgkapellen als Bergfried-Ersatz?" , in: Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung Reihe B-Teil 3 ). Haas erläutert mehrere Gründe für Kapellen mit profanen Obergeschossen und kommt schließlich zur Erkenntnis , daß Burgkapelle bergfriedartig erhöht wurden, um das Fehlen eines Bergfrieds - insbesondere seine Funktion als "Rangabzeichen " zu kompensieren.

Weyerturm : Ostseite mit RundapsisWeyerturm : WestseiteDer Weyerturm hat alle Eigenschaften der von Haas beschriebenen Kapellentürme : 
-Die Doppelkapelle ist im Verhältnis zur Wohnfläche völlig überproportioniert. 
-sie ist nur über einen Hocheinstieg erreichbar. 
-über der Kapelle liegen mehrere profan genutzte, aber nicht wirklich bewohnbare Geschoße. 
Schon der Grundriss ist typisch für eine Kapelle und eher untypisch für einen Wohnturm: ein genau nach Osten ausgerichtetes Rechteck mit Rundapside. Die Mauerstärke beträgt ca. 180cm .

 

Schnitte durch den Weyerturm ( Skizzen )Das Erdgeschoß war ein niederer Raum mit 2 Lichtschlitzen an der Südseite und wahrscheinlich nur von oben - also von der Kapelle aus - erreichbar. Jetzt ist nördlich der Apside ein Loch ausgebrochen, durch das man ins Innere des Turmes gelangen kann.



weyer_rund.jpg (55368 Byte) Der ursprüngliche Einstieg lag in der Mitte der Südseite im 1.OG, dem unteren Geschoß der Doppelkapelle. Später wurde der Einstieg vermauert und um ein Stockwerk nach oben verlegt. Er führt jetzt direkt auf die Westempore, die noch einen zweiten Zugang an der Westseite hatte. Das 2.OG hatte noch 3 hohe rundbogige Lanzettfenster, wie sie bei romanischen Kirchen typisch sind. Das mittlere davon wurde beim Einbau des neuen Hocheinstiegs zerstört. Im westlichen Fenster hat sich noch der komplette Holzstock des Fensters erhalten.

Weyerturm : Hocheinstieg an der Westseite Die Empore nahm  die westliche Hälfte der Fläche des 2.OG ein und lag - so wie alle anderen Decken auch - auf eingemauerten, über die Schmalseite des Gebäudes gespannte Deckenbalken auf.

Die Doppelkapelle hatte eine Rundapsis über beide Etagen die nach außen auskragt, was  als Beweis anzusehen ist, daß es sich dabei nicht bloß um den Umbau eines rechteckigen Turmes handelt .

Weyerturm : Innenansicht der Ostseite mit ApsisÜber der Doppelkapelle liegen noch drei weitere Geschoße, die nur über die Kapelle erreichbar waren. Die Raumhöhe beträgt  knapp über 2 Meter.  Eine Treppe in der Mauerstärke verbindet das 3.OG mit dem 4.OG , eine weitere das 4.OG mit dem 5.OG.
Die Wohngeschoße sind nur durch kleine Lichtschlitz erhellt, obwohl sie schon sehr hoch gelegen sind. Auch sind keine Reste der üblichen Anzeichen für Bewohnbarkeit ( Kamin, Abtritt, Trennwände etc. ) zu erkennen.

Vor dem Ausbruch der neuen Türe erfolgte der Zugang zu den Wohngeschoßen wahrscheinlich über die Westempore, der Hocheinstieg an der Südseite diente als Zugang zum unteren Teil der Doppelkapelle.

 

 

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