KIENBURG
Osttirol / Gemeinde Matrei

 

 

Die Kienburg liegt auf einer felsigen Anhöhe am südlichen  Rand des Iseltales, etwa auf halber Strecke von Lienz nach Matrei.

Kienburg - ground zeroDie Burg hat im 2. Weltkrieg schweren Schaden genommen, als eine Fliegerbombe direkt im hochmittelalterlichen Wohntrakt einschlug. Das seltsame daran : Der Treffer erfolgte nicht durch eine "smart bomb" , ja er war anscheinend nicht einmal beabsichtigt. Wahrscheinlich entledigte sich ein angeschossener US-Bomber  seiner Bomben um das beschädigte Flugzeug zu entlasten, und eine der Bomben traf zufällig die Burg. Wie präzise "Bombenschütze Zufall" gezielt hat, wird erst klar wenn man an der Stelle des Einschlages steht: Das Nordende der Burg  bildete ein etwa 15 Meter langes und zwischen 10 und 4 Meter breites, leicht abgewinkeltes Gebäude, das auf einem ebenso schmalen Felsgrat stand. Die Fliegerbombe traf nun genau auf den Scheitel dieses Felsgrates, und zerstörte nicht nur das daraufstehende Gebäude. Der Explosionsdruck pulverisierte  auch den Felsgrat selbst. Nur die eigentliche Einschlagstelle blieb erhalten, weil der Druck nicht nach unten entweichen konnte.  In ihr steckt auch heute noch ein Teil des Stahlmantels der Fliegerbombe.
Soweit zur Kriegsführung des 20. Jh., doch nun zurück zum Mittelalter.

Kienburg - MauerwerkDer Grundriss der Kienburg ist recht eigenwillig. Er besteht aus einem, dem Gelände angepaßten von einer Ringmauer umfaßten Hofraum im Süden, und dem schon erwähnten, gegen Norden aus dem Bering auskragenden Wohntrakt im Norden.
Das Mauerwerk der ersten Bauphase besteht aus in schönen Einzellagen gelegtem Bruchstein, mit eingeschoben Opus-spicatum Lagen, und dürfte noch aus dem 12. Jahrhundert stammen.

 

Kienburg Baualterplan der hofseitigen  Fassade Kienburg , hofseitige Fassade
Kienburg: hofseitige Fassade des Festen Hauses

Der nördliche Wohntrakt, den man wohl als "festes Haus" bezeichnen kann, hatte 5 Stockwerke , von denen die unteren 3 zum Erstbau der Burg gehören, und wohl noch in das 12.Jh zu datieren sind. Um 1400 wurde das Gebäude um 2 Stockwerke erhöht, und in den unteren Stockwerken neue Fenster und Türöffnungen ausgebrochen.
Die Innenräume waren Großteils weiß verputzt, zahlreiche primäre Deckenbalken sind noch erhalten und warten geduldig auf einen Dendrochronologen der ihr Alter bestimmen will.
Der ursprüngliche Hocheinstieg lag im 2.OG. Dort sind auch noch in der Hoffront und der Westseite kleine, vermauerte Lichtschlitze zu erkennen. Der Großteil der heute erhaltenen Tür und Fensteröffnungen gegen den Hof stammt aus der Spätgotik.

 

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Innenseite des Festen Hauses Innenseite des Festen Hauses mit sekundärem Sitznischenfenster Innenseite des Festen Hauses sekundäre Fenster an der Hofseite

Der Grundriss des Festen Hauses ist recht eigenwillig: Seine gegen den Hof gerichtete Fassade liegt bündig in der Ringmauer, das Haus selbst steht außerhalb der Ringmauer auf dem ehemals wohl kaum erreichbaren Felskopf. Das Haus ist an der Hofseite etwa 9,5 Meter breit, verjüngt sich gegen das Ende des Felskopfes hin und knickt leicht gegen Westen ab.
Die genaue Ausdehnung des Hauses läßt sich wegen des Bombentreffers heute nicht mehr feststellen, weil wie gesagt auch das Felsfundament völlig zerstört wurde.
An der Westseite mehrere Rundbogenfenster in Flachbogennischen.

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Kienburg: Fassade des südlichen Wohntraktes

An der gegenüberliegenden Seite des Hofes befand sich ein weiteres Wohngebäude, das in die Südostecke des Berings eingestellt war. Es hatte ursprünglich nur 2 Stockwerke und wurde um 1400 um eine weiteres Geschoß aufgestockt, wobei in der Aufstockung eine deutliche senkrechte Baufuge zu beobachten ist.
Die gesamte Südseite des Gebäudes ist offensichtlich zerstört worden und wurde danach provisorisch wiederaufgebaut, wobei das Gebäude geringfügig verkürzt wurde. Dabei dürfte es sich um Reparaturarbeiten nach einem für das Jahr 1579 dokumentierten Brand handeln.


Der Zugang zur Burg kann wegen der Ausformung des Burgfelsens nur von Süden erfolgt sein. An welcher Stelle genau man die Burg betrat, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Südlich vor der Hauptburg sind noch geringe Reste von weiteren Mauern zu beobachten, die sich aber weder in ihrem Verlauf, noch in ihrer Errichtungszeit näher bestimmen lassen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die Reste eines Zwingers.

kienburg_10.jpg (41824 Byte)Die westliche Ringmauer ist fast völlig verschwunden. Nur unterhalb der Burg, in eher schwer zugänglichem Gelände lassen sich noch die Fundamentreste  erkennen. Auch hier ist das Mauerwerk streng lagig, die Mauerschale aber großteils verschwunden, die Mauerfüllung in opus-spicatum.

In die Nordostecke der Ringmauer ist neben dem Festen Haus - ein weiterer kleiner Wohnbau eingestellt, der einer späteren Bauphase angehört, und heute stark verfallen ist.

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