Der Wohnturm von Ligist :
Stmk / Bez. Voitsberg / Ligist

Am Wohnturm von Ligist gibt es drei wesentliche Bauphasen : weitere sind möglich aber nicht mehr klar erkennbar.
 
 

Errichtung  um 1200

Um 1200  wurde der Turm in einem Zug bis zu seiner jetzigen Höhe errichtet. 
Außenmaße: L=12.00m B=9.60m H=18,70m , davon 15,20 über dem jetzigen Hofniveau.  
Mauerstärke im jetzigen EG 220 bis 250 cm

mwk_ligist.jpg (56894 Byte)Mauerwerk : streng lagenhaftes Mauerwerk aus quaderartig behauenen Steinen. Keine Ausgleichsschichten nötig. Sorgfältig behauene Eckquader, etwas dunkler als die Mauerflächen.

Geschoßeinteilung : Keller ( wahrscheinlich flache Balkendecke) [M-1] Erdgeschoß, ( wahrscheinlich flache Balkendecke) [M0] 1.OG mit Tonnengewölbe [M1], eine Treppe in Mauerstärke führte in das 2.OG (Balkendecke ) [M2], darüber noch ein drittes OG. [M3].

Renaissance Umbau

massiver Umbau in der Renaissance  :  Das romanische Tonnengewölbe im 1.Og wurde abgetragen und durch eine auf Wandkonsolen ruhende Decke ersetzt. Die Geschoßhöhen wurden dadurch stark verändert. Das 2.OG [R2] konnte durch den Wegfall der Tonne um über 2 Meter abgesenkt werden, das 3.OG [R_3] wurde um ca. 50 cm abgesenkt. - im Erdgeschoß wurde ein Tonnengewölbe mit Stichkappen eingezogen. ( ev. etwas älter ) - an den Turm wurden außen Gebäudetrakte angebaut, die Ausnehmungen für die Balkendecken an der Turmaußenseite eingestemmt. Zahlreiche Türöffnungen zu den neuen Gebäudetrakten wurden durch die Außenmauer des Wohnturmes gebrochen. Große Rechteckfenster wurden ausgebrochen . Dabei wurden fast alle mittelalterlichen Fenster / Lichtschlitze zerstört. Die gemauerte Treppe wurde stillgelegt und vermauert . Die Geschoßerschließung im Renaissancebau lag wahrscheinlich außerhalb des Turmes, jedenfalls lässt sich keine Treppe nachweisen.

Sanierungsmassnahmen

3) Sanierungsmaßnahmen Ende 20 Jhd. : Dabei wurde insbesondere an der Ostseite ein durchgehender breiter Mauerriss in den oberen Geschossen geschlossen, und wohl aus statischen Gründen einige Fensterstürze eingebaut die nicht die originale Form haben, teilweise auch an Stellen platziert wo ursprünglich gar keine Öffnungen gewesen sind. Die verfallene Mauerkrone wurde aufgemauert, und mit einem flachen Betonkranz als Auflage für das Dach versehen. Die Balkenlöcher an der Außenseite des Turmes wurden vermauert.

Beschreibung der Detailformen :

1) KELLERGESCHOSS: [M-1] und [R-1] : Nutzfläche ca. 4,33 x 7,24 =31,3 m2 ; Wandstärke ca. 265 cm

ist jetzt mit einem ( rezenten ?) Tonnengewölbe aus Ziegeln überdeckt. Die beiden einzigen Öffnungen, eine Türe [001] an der Hofseite, und eine große schräg nach oben führende Öffnung an der Feldseite [002] sind nicht mittelalterlich. Im Mittelalter war der Raum wahrscheinlich ein fensterloser Keller mit flacher Balkendecke und nur vom Inneren des Turmes zugänglich. In der Süd-Ost-Ecke der Ansatz von radial angeordneten Steinen (003), vielleicht ein Hinweis auf ein älteres Gewölbe? Es sind kein natürlicher Fels zu sehen, was darauf schließen läßt, daß das Hofniveau außen ca. 4 Meter hoch angeschüttet ist. Fußboden verschüttet, Raumhöhe auf etwa 350 cm geschätzt .

2) ERDGESCHOSS: [M-0] und [R-0] : Nutzfläche ca. 5,10 x 7,55 =38,5 m2 ; Wandstärke ca. 220 cm

Auch dieser Raum war im 12/13. Jhd. wahrscheinlich von außen nicht zugänglich und hatte als Belichtung nur einen Lichtschlitz an der sicheren östlichen Schmalseite. Hatte ursprünglich wahrscheinlich eine flache Balkendecke, in der Renaissance  ( oder etwas früher ? ) wurde ein Tonnengewölbe mit seitlichen Stichkappen eingesetzt. An den Ansätzen der Stichkappen und an den Schmalseiten ist noch der unter das Gewölbe verlaufende mittelalterliche Putz zu erkennen. An der Nord - Seite mehrere Rüstlöcher ( die in den oberen Etagen nicht mehr zu sehen sind ) : rund, Durchmesser nur ca. 5 cm (bei einer Mauerstärke von 220 cm ! ), in einigen sind noch die Rüsthölzer erhalten [101]. An der hofseitigen Fensteröffnung [102] ist das rechte Gewände mittelalterlich, wahrscheinlich ursprünglich nur ein Lichtschlitz, der später zu einem Fenster vergrößert, und rezent restauriert wurden. Daneben eine gemauerte Wandnische [103] . Die Tür an der Ostseite [104] in der Renaissance als Verbindung zu einem anliegenden Wohntrakt durchgebrochen.

3) 1. OBERGESCHOSS : [M-1] und [R-1] Nutzfläche ca. 5,25 x 7,7 = 40,4 m2 ; Wandstärke ca. 210 cm

Ligist : Einstieg zur MauertreppeLigist : Rest des TonnengewölbesDieses Geschoss war ursprünglich ein tonnengewölbter Raum. ( Scheitelhöhe ca. 5 Meter ) [201] der Ansatz des Tonnengewölbes ist an der Schmalseite noch gut zu sehen . Dort gibt es noch geringe Reste der ursprünglichen Tonne. Um am Tonnengewölbe vorbei in den nächst höheren Stock zu gelangen , wurde in der Mauerstärke der Nord-Wand eine steile nur 50 cm breite Treppe [202] angelegt. Sie hat ca. 25 Stufen , keine Belichtung von außen, die Decke über der Stiege war ebenfalls abgetreppt. Lichte Höhe beim oberen Ausstieg ca. 177 cm. Der Einstieg der Treppe hatte ein gelbliches Sandsteingewände , jetzt großteils herausgerissen, nur im unteren Bereich unter dem Putz noch erhalten. Die Treppe reichte ursprünglich ebenfalls bis zum Fußboden , die untersten 50 cm sind jetzt vermauert, die Treppe innen bis zu dieser Höhe verschüttet.

Ligist : Doppeltrichterfenster InnenseiteLigist : Doppeltrichterfenster Aussenseite[203] Doppeltrichterfenster : an der Ostseite ein schönes romanisches Rundbogenfenster mit beidseitiger trichterförmiger Laibung . Breite an der Innenseite etwa 70 cm, verringert sich in der Mitte der Mauer auf nur 20cm, und erweitert sich gegen die Außenseite hin wieder auf etwa 70 cm. Der rundbogige Sturz aus länglichen, radial angeordneter Steinen, die bis in die Mauermitte reichen ; die Seitenteile an der Innen- und Außenseite waren ursprünglich Hausteine ( wahrscheinlich gelblicher Sandstein ? ) , fehlen heute aber. An der engsten Stelle des Fensters, in der Mitte der Mauerstärke , war ein weiteres rundbogiges Sandsteingewände eingebaut, das großteils noch erhalten ist , weil man es dort nicht herausreissen konnte. Die Ausrichtung gegen Osten könnte auf eine Kapelle schließen lassen.

[204] Kamin : Als in der Renaissance die Mauertreppe ihre Funktion verloren hatte, wurde der Treppeneinstieg vermauert, und dort ein Kachelofen platziert. Das Fundament [210] des Ofens misst ca. 180x180 cm. Für den Kamin wurde außen in der Mauer ein Kanal eingestemmt, und dann mit einer dünnen Ziegelwand verschlossen. Das untere Ende des Kamins wirkt jetzt wie ein kleiner in der Mauerstärke liegender Raum der auch von außen zugänglich war. Ob hier eine alte Türöffnung verwendet wurde, oder ob der kleine Raum dazu diente den Kamin von außen beheizen zu können ist nicht ganz klar. An der West-Seite innen im Kamin noch geringe Reste eines mittelalterlichen Gewändes [208] . Ob Fenster oder Türe ist nicht klar.

[205] und [206] : zwei Renaissance Türen , die zu dem nordseitig angebauten Trakt führten. Eine davon großteils vermauert.

[207] Fußboden: der vom Stichkappengewölbe getragene Boden war wahrscheinlich eine Mischung aus glattem Estrich mit eingelegten Holzdielen . Nach Verfall des Holzbodens sind die unterschiedlichen Fußbodenniveaus noch klar zu erkennen.

2.OBERGESCHOSS [M-2 ] und [R-2] : Nutzfläche ca. 5,4 x 7,7 = 41,5 m2 ; Wandstärke ca. 210 cm

Das zweite OG wurde beim Renaissanceumbau stark verändert. Im 13. Jhd. lag es über dem Tonnengewölbe , hatte eine Raumhöhe von etwa 280 cm und eine Balkendecke : Folgende Details des mittelalterlichen Baus sind noch zu sehen: 
Ligist : Ausstieg der Mauertreppe [301] Ausstieg der Mauertreppe : Sturz aus einfacher Steinplatte, Seiten aus geschichteten Quadern. Der unterste Stein steht hochkant . 
Ligist : Rechteckfenster [302] und [303] [302] mittelalterliches, einfaches Rechteck-Fenster. gerader Stutz aus grob behauenem Quader . Das Fenster liegt wider Erwarten nicht in einer Mauernische , sondern reicht durch die ganze Mauerstärke , die hier immer noch ca. 220 cm beträgt. 
[303] daneben eine Wandnische , wahrscheinlich für einen kleinen hölzernen Wandschrank .Teil eines Eisenbeschlags noch erhalten ? 
[304] Wandnische wie 303, aber an der östlichen Schmalseite .
[305] Mittelalterliche Türe , der stichbogige Sturz aus Keilsteinen wahrscheinlich sekundär . Seitengewände aus geschichteten Quadern, die untersten wieder hochkant. Ob dies der ursprüngliche Hocheinstieg ist unklar. Nach dem Ren. Umbau lag diese Türe vom Niveau falsch und hinter einer Konsole verborgen, d.h. wahrscheinlich stillgelegt.

Beim Renaissanceumbau wurde der durch den Abbruch der Tonne gewonnene Raum genützt um das Geschossniveau um fast 2 Meter bis zum Ansatz der Tonne abzusenken. Die Etage wurde mit einer neuen Decke versehen, die auf Konsolen ruhte, und deren Oberkante ca. 130 cm über der mittelalterlichen Decke lag. Die Raumhöhe wurde so von 280 cm auf etwa 380 cm erhöht. Dadurch lagen alle mittelalterlichen Tür und Fensteröffnungen falsch und waren daher unbrauchbar.

[307] Konsolen für die Renaissance Decke . Eingemauerte Sandsteinkonsolen aus gelbem Sandstein, auf denen in Ziegel gemauerte Wandvorlagen ruhten. Neben den Eckkonsolen zwei Konsolen an der Schmalseite und drei an der Längsseite. Wie die Decke ausgesehen hat ist unklar. Konsolen teilweise herausgerissen, die Löcher mit Ziegel ausgezwickelt.

3. OBERGESCHOSS [M-3] und [R-3] Nutzfläche ca. 6,4 x 8,7 = 55,7 m2 ; Wandstärke ca. 150 cm

Das dritte Obergeschoss wurde durch die o.a. Umbauten ebenfalls stark verändert. Im Mittelalter hatte es eine über die Schmalseite gespannte Balkendecke mit eingemauerten Balkenköpfen [404] Die Raumhöhe war etwa 220 cm ( bis zur heutigen Mauerkrone ! ). Folgende mittelalterliche Details sind noch erkennbar:

[401]- [402] : zwei  Fensteröffnungen an der Nordseite, einfache Rechteckfenster von ca. 50x50 cm , aus groben Steinplatten geformt. An der Außenseite verjüngen sich die Fenster, obwohl im 3.OG gelegen, zu Lichtschlitzen von 20x50 cm. Jetzt beide vermauert, bzw. teilweise zerstört.

[404] Deckenbalken : Ausnehmungen für die ursprüngliche Balkendecke. Abstand etwa 80 cm.

[405] Türöffnung an der östlichen Schmalseite : Seitengewände wieder aus geschichteten Quadern, der unterste hochkant, nicht so sorgfältig gearbeitet wie in den unteren Geschoßen. Der stichbogige wahrscheinlich Sturz sekundär ( 14.Jhd?) . In der rechten untere Ecke eine rechteckige Ausnehmung, Bedeutung unklar. Die Türe ist jetzt vermauert.

[406] An der Südseite 4 abgeschlagene, grobe Konsolen, die ca. 90cm über dem mittelalterliche und ca. 220 cm über dem Renaissance - Fußbodenniveau liegen. Zweck unklar.

[407] Fenster an der Ostseite: rezent, und wohl beim Schließen eines breiten Mauerausbruches entstanden. Passen zu keiner der beiden Geschosshöhen.

[408] Türe an der Nordseite : rezent , vielleicht an der Stelle einer Renaissance Verbindungstüre zum anschließenden Wohntrakt.

[409] Da die Mauerstärke im 3.OG um ca. 50 cm einspringt, mußte beim Absenken des Fußbodens die Wandstärke auf einer Höhe von etwa 1 Meter um diese 50 cm abgetragen werden .

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