KAISERSBERG :
Stmk / Bez.Leoben / Kaisersberg

Grundriss und Baualterplan Rekonstruktionsversuch des Zustands um 1670

Die Burgruine Kaisersberg liegt etwa 5 km westlich von St.Michael, auf einem Felssporn der sich an einer Stelle gegen das Murtal vorschiebt, an der die Mur eine breite Schleife zieht, die fast bis an den Felssporn heranreicht. Dadurch war das Murtal an dieser Stelle nur direkt unterhalb der Burg passierbar.
Was an Kaisersberg heute am meißten beeindruckt ist die Größe: Mit einer Gesamtlänge von über 110 Metern und einer durchschnittlichen Breite von 25 Metern zählt Kaisersberg zu den größten Burgen Österreichs. Erstaunlich dabei, dass die Burg nicht über Jahrhunderte hinweg vergrößert wurde, sondern von Anfang an in diesem Ausmaß konzipiert wurde.
An den Resten der Burg sind noch drei wesentliche Bauphasen zu erkennen : 

 Erstburg ca. Mitte 13.Jahrhundert: 

Die Erstburg  des 13.Jh.  umfasste schon fast das gesamte Areal der heutigen Burg. Insbesondere die gesamte Ringmauer ist aus dieser Zeit erhalten. Wo der Wohnbau des 13.Jh. stand, lässt sich nicht mehr schlüssig nachweisen. In Frage käme der Bereich des späteren Wohnturmes ( die höchste Stelle der Burg ) , oder die südliche Schmalseite der Burg. Auch der Bereich zwischen Torweg und Wohnturm käme in Frage, da dieser Bereich vor der Bebauung der höchste Geländepunkt gewesen sein muss.

Mauerwerk Westseite Mauerwerk Westseite Mauerwerk Ostseite Mauerwerk Südwestecke

Die Ringmauer dürfte zur Gänze aus dem  13.Jhd stammen. Besonders an der Westseite lässt sich die Mauerstruktur noch gut erkennen: Über die gesamte Länge von 65 Metern ist keine Baufuge zu sehen. Das Mauerwerk besteht aus großblockigem  Bruchstein, der mit kleineren Platten und Zwickelsteinen zu etwa 40 cm hohen Lagen abgeglichen wurde. Die Lagen laufen über die gesamte Länge der Westseite durch. An der Südseite ist die Ringmauer fast zur Gänze durch einen spätgotischen Tallus verbaut, bzw. völlig verfallen. Auch an der Ostseite sind nur kurze Mauerstücke erhalten, die aber ähnlich aussehen wie an der Westseite. Leider ist die Nordseite ( Feldseite ) fast vollständig verputzt.

 
Rundbofenöffnung Westseite mit vermauerter Rundbogenöffnung  

Ungefähr an der Mitte der Westseite ist eine vermauerte Rundbogenöffnung zu erkennen. Die Öffnung war etwa 1.6 Meter hoch, 1.5 Meter breit und war mit einem gestelzten, rundbogigen Sturz geschlossen. Sie liegt etwa 3 Meter über dem Außenniveau. Leider ist der dazugehörige Innenraum verschüttet, weshalb die Bedeutung des Öffnung rätselhaft bleiben muss. Die ursprüngliche Höhe der Ringmauer läßt sich an der Nordwestseite des Wohnturmes noch an einer Z-förmigen Baufuge erkennen. Unter dieser Baufuge liegt die alte Ringmauer, mit einer Brüstung ( Zinnen/ Wehrgang o.ähnlichem). Das Mauerwerk oberhalb der Baufuge stammt von der Aufstockung anläßlich der Errichtung des Wohnturmes um 1460. Die Baufuge liegt ca. auf Höhe der untersten Fensterreihe am Wohnturm.

Der spätgotische Schloßbau Mitte 15.Jhd

 

 
Rekonstruktion Wohnturm Wandabwicklung Wohnturm Nordseite Westseite rechts der Rest der nur oben verzahnten Ostmauer des Wohnturms  

Der Ausbau zum Schloss erfolgte um das Jahr 1460 und scheint historisch dokumentiert zu sein. Dabei wurde am höchsten Punkt der Burg ein mächtiger 4stöckiger Wohnturm errichtet, der insbesondere gegen Süden in Richtung des Hofes eine schöne Schaufront mit großzügigen Rechteckfenstern erhielt. Der Turm wurde in die NW-Ecke der Ringmauer eingestellt: Dabei wurde das neu errichtete Gebäude an der Nordseite ( Feldseite ) und der Westseite über die alte Ringmauer gestellt. Die Ostseite des Wohnturmes ist nur angestellt, also nicht mit der Ringmauer verzahnt.

Kellergewölbe im Wohnturm:
im Hintergrund und rechts das Mauerwerk der Ringmauer
das verschüttete Portal des Wohnturms Kreuzstockfenster  am Wohnturm

Der Wohnturm hatte einen mit zwei parallelen, auf einer Mittelmauer aufliegenden Tonnen gewölbten Keller. Die südseitige (Hofseitige) Tonne war durch nachträglich eingestellte Wände in drei Räume geteilt. Dort lag der Eingang  der sich wegen der Topographie des Geländes gute 10 Meter über dem Hofniveau der Burg befindet. Das Portal ist ein schön profiliertes Rundbogentor, das heute bis zur halben Höhe verschüttet ist..
Darüber lagen 3 Wohngeschoße. An der hofseitigen Südseite hatte jedes der 3 Wohngeschosse 3  Kreuzstockfenster.
Vischer zeigt das Gebäude mit einem mächtigen Walmdach und vier kleinen Scharwachtürmchen an den Ecken.

Rechteckfenster an der Nordseite des Wohnturms Nordwestecke des Wohnturm Nordseite des Wohnturms, offensichtlich mit Gegenlicht Nordseite des Wohnturms

Während also gegen den Hof eine Schaufassade errichtet wurde, sind an der nach außen gerichteten Nordseite nur in den beiden oberen Geschossen jeweils zwei relativ kleine Rechteckfenster zu finden. Diese hatten einfache, breit gefaste Hausteingewände mit einfachen Putzfaschen, waren trotz der unerreichbaren Lage vergittert und mit einflügeligen Fensterläden versehen, deren Angeln noch erhalten sind. Drei dieser Fenster liegen in stichbogig gewölbeten Sitznischen, nur eine Nische hat  - ohne erkennbaren Grund - einen waagrechten Sturz aus - heute verschwundenen - Balken.

Der Torturm

Torturm, rechts hinten der Wohnturm. rechts die vom Torbau überbaute Ringmauer die Reste des zweiten Tors Kellerraum hinter dem 2.Tor

Das Haupttor zur Burg wurde mit einen einfachen Rechteckturm gesichert, der über die alte Ringmauer gestellt wurde. Dahinter lag ein etwa 30 Meter langer, schmaler, gewölbter  Torzwinger, der auf der linken Seite von der Ringmauer, auf der rechten vom abgemauerten Felsen gebildet wurde. Vischers Darstellung zeigt an der Außenseite des Zwingers 3 große Scharten, die wahrscheinlich mit tonnengewölbten Kavernen korrespondieren, die heute noch an der Bergseite des Zwingers zu sehen sind. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Stellungen für Geschütze, die in friedlichen Zeiten in den Kavernen abgestellt wurden, da sie sonst den Weg durch den Zwinger verstellt hätten. Am Ende des Zwingers lag ein zweites Tor, von dem noch eine Seite erhalten ist. Dahinter lag ein weiterer Torbau von etwa 10 Meter Länge, an dessen hinterem Ende sich wahrscheinlich ein drittes Tor befand. An dieser Stelle zeigt Vischer einen gegen Osten auskragenden Erker, der an eine Kapelle denken läßt, wie sie sich in Mauterndorf (Salzburg) in einer sehr ähnlichen Lage erhalten hat.

         

Später wurde die gesamte westliche Längsseite der Burg mit einem 45 Meter langem Wohntrakt verbaut. Davon ist die Hofseite noch 4 Stockwerke hoch erhalten. Im ersten Obergeschoss  sind noch die steinernen Konsolen eines Arkadenganges zu sehen. Der Keller hatte ein durchgehendes Tonnengewölbe, das durch nachträglich eingebaute Querwände in kleinere Räume unterteilt wurde. Der südlichste Keller des Westtraktes zeigte bis vor kurzem einen interessanten Befund, der erst 2001 durch den Einsturz des Gewölbes großteils zerstört wurden: Hinter dem Gewölbeansatz war noch vollflächiger Innenverputz zu sehen, was auf den sekundären Einbau des Gewölbe hinweist. Der Bereich war also schon vor Errichtung des Gewölbes als Wohntrakt genutzt worden. 

 
       

Die südliche Schmalseite der Burg wird von einem 10x20 Meter großem Gebäude eingenommen, vom dem nur noch der Keller erhalten ist. Es hatte drei ebenfalls sekundäre Tonnengewölbe. Die drei Kellerräume waren mit einfachen spitzbogigen Türen verbunden. An der SO-Ecke ist noch ein Lichtschlitz der ersten Bauphase erhalten, was darauf hinweist, dass hier schon im 13.Jhd. ein Wohnbau stand.

Die Süd-Bastion ( 17.Jhd )

Südbastion vom Tal aus gesehen Mauerwerkstruktur an der Südbastion Scharten an der Südbastion

Wohl Anfang 17. Jh. wurde auf einer Hangterrasse knapp südlich der Burg eine Bastion angebaut. Sie konnte mit einer Treppe vom Südtrakt aus erreicht werden, die heute völlig verschüttet ist. Die Bastion besteht aus einem etwa 20 Meter langem tonnengewölbten Längstrakt, aus dessen Mitte ein dreieckiger Keil vorspringt. An der gesamten Länge der Bastion sind Schießscharten für Feuerwaffen angebracht. Interessant ist, dass die ohnedies unbezwingbar steile Südseite der Burg mit dieser Bastion gesichert wurde, während die Angriffsseite im Norden keinerlei moderne Verteidigungseinrichtungen erhielt. ( Vergleichsbeispiel Strechau )
 

Wegbeschreibung: an der Bundesstraße von St.Michael nach Judenburg, bei Kaisersberg in den Hartlgraben. Kurz vor dem Graphitwerk steile Fahrstraße rechts bergauf bis zur Burg.
Am Rückweg unbedingt beim Knappenwirt auf eine Kardinalschnitte einkehren !
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