Gross-Sölk
Steiermark / Bez. Liezen / Gem. Grosssölk

Gross-Sölk: Grundriss und Baualterplan
Gross-Sölk: Grundriss und Baualterplan

Gross-Sölk: die schwer verständliche Darstellung bei Vischer, um 1690
Gross-Sölk: die Darstellung bei Vischer, Blick aus Westen gegen Osten, um 1690.

Schloß Gross-Sölk liegt am nördlichen Ende des Sölkpasses, einer uralten Nord-Südverbindung die das Ennstal mit dem Murtal verbindet. Reste einer alten Römerstraße sind auf dem 1800 Meter hohen Sölkpass noch erhalten.
Wo der Weg gegen Süden erstmals steiler ansteigt liegt auf einem felsigen Hügel, der etwa 50 Meter hoch aus dem schmalen Tal aufragt das Schloß. Der Hügel ist gegen Westen von einem Berg überhöht und von diesem nur durch einen nicht sehr breiten, natürlichen Graben getrennt. Gegen Süden und Westen fällt der Felsen sehr steil gegen das Tal hin ab.

Der Felsen ist etwa 100 Meter lang, 40 Meter breit, und auf mehreren Wegen von Osten her zu erreichen. Die Ringmauer der ehemaligen Burg umschließt das südliche Ende des Felsens. Sie formt ein stark dem Gelände angepaßtes, verzogenes Viereck, das eine Fläche von etwa 780 m2 einschließt. Sie hat eine einheitliche Höhe von etwa 14 Metern, hat kaum Öffnungen nach außen und wird nur von wenigen Gebäudeteilen überragt. Dadurch wirkt die Burg sehr kompakt und wesentlich kleiner als sie eigentlich ist.

Gross-Sölk: Blick von Süden, vor der Bergkulisse des Ennstals
Gross-Sölk: Blick von Süden, vor der Bergkulisse des Ennstals

Gross-Sölk: Totale aus Richtung Süden
Gross-Sölk: Totale aus Richtung Süden

An der Ost und Nordseite, also den beiden gefährdeten Seiten, beträgt die Mauerstärke 205 cm, an den durch das Gelände geschützten Süd- und Westseiten nur etwa 150 cm. Die Mauer dürfte in ihrer gesamten Höhe in einem Zug errichtet worden sein. Das Mauerwerk zeigt, wo es nicht verputzt ist, kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk, mit deutlich erkennbaren, durchlaufenden Arbeitshöhen von ca. 50 cm Höhe. In regelmäßigen Abständen sind runde Rüstlöcher des eingemauerten Baugerüstes zu sehen,wobei In auffällig vielen davon die Hölzer noch erhalten sind. Die Ringmauer würde ich daher in die erste Hälfte des 14.Jahrhunderts datieren, was auch gut zur ersten urkundlichen Erwähnung der Burg um 1341 passt. In einer Urkunde von 1341 werden die Pettauer mit der schon bestehenden Burg belehnt.

Gross-Sölk: Mauerwerk an der Aussenseite der Ringmauer im Norden
Gross-Sölk: Mauerwerk an der Aussenseite der Ringmauer im Norden

Gross-Sölk: Mauerwerksstruktur an Innenseite der Ringmauer im Westen
Gross-Sölk: Mauerwerksstruktur an Innenseite der Ringmauer im Westen

Das mit 215 cm Durchmesser recht groß bemessene Hauptor liegt frontal an der Westseite, ist  spitzbogig und durch einen Riegelbalken zu verschließen. Innen zeigt die Türnische den für das 14. Jhd. typischen Giebelsturz.
Ein weiteres wesentlich kleineres Tor an der Nordseite ist jedenfalls primär und hat ebenfalls einen Giebelsturz.
Eine dritte Türe an der Ostseite dürften eine spätere, bzw. neuzeitliche Ergänzungen sein.

Gross-Sölk: Haupttor
Gross-Sölk: Haupttor

Gross-Sölk: Nebentor an der Nordseite
Gross-Sölk: Nebentor an der Nordseite

Auf der Ringmauer, deren Stärke bis zur Mauerkrone nicht abnimmt, dürfte sich ein Wehrgang befunden haben. An der, nur aus sehr großer Entfernung einsehbaren, Mauerkrone der südlichen Ringmauer ist der letzte Meter unterhalb des Schindeldaches weiß verputzt. Etwa eine weiteren meter unterhalb der Putzkante ist eine eng gesetzte Reihe von Balkenlöchern zu sehen, die wohl konstruktiver Teil dieses Wehrgangs gewesesen sind.  In alten Beschreibungen ist sogar von Zinnen die Rede, die jetzt einem geraden Abschluß gewichen sind. Nur auf der südöstlichen Spitze sitzt jetzt noch ein kleines Scharwachtürmchen.

Gross-Sölk: Mauerkrone de südlichen Ringmauer
Gross-Sölk: Mauerkrone de südlichen Ringmauer

Gross-Sölk: Scharwachtürmchen an der Südost-Ecke der Ringmauer
Gross-Sölk: Scharwachtürmchen an der Südost-Ecke der Ringmauer

Das Stöckl:

Alle Gebäude in der Burg sind an die Ringmauer angelehnt. Das Größte darunter ist das eigentliche Schloß, das sog. Stöckl, ein dreigeschoßiger Bau, der wahrscheinlich nachträglich in die Nordostecke der Ringmauer eingestellt wurde. Ob in diesem Bau die Reste eines früheren Wohnbaus stecken, oder ob er diesen ersetzt hat, läßt sich nicht mehr sagen, weil er sowohl innen als auch außen zur Gänze verputzt ist. In seiner jetzigen Form jedenfalls stammt das Stöckl aus dem 16.Jahrhundert, der Bauherr war Hans Hofmann von Grünbichl, dem auch der Ausbau der Burg Strechau zugeschrieben wird.

Die Außenmaße betragen ca. 12 x 13 Meter. Das Schloß ist nicht unterkellert und durch einen wenig erhöhten Eingang von der Westseite zu erreichen. Innen ist das Erdgeschoß von zwei langen Tonnengewölben überdacht, die durch Trennwände in insgesamt vier Räume unterteilt werden. Die nordöstliche Hälfte des Erdgeschoßes liegt um etwa 50 cm höher als die westliche, was wahrscheinlich auf die Form des Burgfelsens zurückzuführen ist.
Durch eine gemauerte Treppe an der Südseite erreicht man die beiden oberen Stockwerke, die eine ähnliche Raumeinteilung haben. Der 3.Stock ragt schon über die Ringmauer hinaus, ist aber in weitaus dünnerer Mauerstärke aufgemauert, wodurch die Außenfront der Burg nach innen stark zurückspringt.
Während alle anderen Räume entweder tonnengewölbt oder flachgedeckt sind, zeigt der kleine Raum an der Südostecke des 3. Geschosses ein einfaches, stark asymetrisches Kreuzgratgewölbe. Das erinnert zunächst an eine Kapelle, eine vermauerte Öffnung zu einem Abtrittschacht an der Ostseite läßt die Nutzung als Sakralraum aber doch stark unwahrscheinlich erscheinen.
Eigentümlich ist die Gesamtkonzeption des Bauwerkes. Während an der dem sicheren Hof zugewandten, sonnigen Südseite kaum Fenster zu finden sind, weil der Platz für das Treppenhaus verschwendet wurde, hat man durch die doppelt so starke, der Sonne abgewandte Ringmauer im Norden und Osten große Fenster ausgebrochen.
An originalen Fenstern haben sich mehrere kleine Fensterchen ohne Gewände und einige stark abgefaste Fenstergewände in den oberen Geschossen erhalten .

Gross-Sölk: Das Stöckl, Südseite.
Gross-Sölk: Das Stöckl, Südseite.

Gross-Sölk: Eingangstüre zum Stöckl
Gross-Sölk: Eingangstüre zum Stöckl

Das zweite große Gebäude in der Burg ist die jetzige Pfarrkirche von Großsölk, ein schmales, langgestrecktes verzogenes Rechteck, das an die westliche Ringmauer angebaut ist. In seiner jetzigen Form stammt es aus dem 18. Jahrhundert, es könnte aber auf einem älteren Gebäude aufbauen. Insbesondere bei der Orgelempore im Norden ist noch ein deutlicher Mauerrücksprung für eine Zwischendecke zu sehen, was ja nicht typisch für einen spätbarocken Kirchenbau ist. Auch der Eingang durch die nördliche Ringmauer, der von innen mit einem Klemmbalken verschlossen werden kann, wird schon vor dem 18.Jh. entstanden sein. Auch der Chor weist darauf hin, daß die Kirche aus dem Umbau eines älteren Gebäudes entstand: Der 3/8 Chor der Kirche ergibt sich einerseits aus dem Knick der Ringmauer im Süden, im Norden dagegen wurde mit einer Leichtmauer (Ziegel oder Gips ?) die ursprünglich rechtwinkelige Innenecke eines älteren Gebäudes abgeschrägt.

Gross-Sölk: Mauerrücksprung an der NW-Wand der Kirche
Gross-Sölk: Mauerrücksprung an der NW-Wand der Kirche

Gross-Sölk: Kirche mit 3/8 Schluss
Gross-Sölk: Kirche mit 3/8 Schluss

Bis zum 17. Jahrhundert dürfte die Burganlage aber wesentlich größer gewesen sein als hier beschrieben. Auf der leider sehr kleinen Ansicht des M. Vischer aus dem Jahr 1681 ist der gesamte Burgfelsen und nicht nur dessen südliches Ende verbaut. Die Burg muß also etwa 50 Meter weiter nach Nordwesten gereicht haben als heute. In der nordwestlichen Ecke dieser Ringmauer stand - laut Vischer - ein viereckiger Turm. An seinem vermuteten Standort steht jetzt eine Kreuzweggruppe. Weiters zeigt Vischer einen Torbau ungefähr auf halbe Höhe des Burgweges der von Osten auf den Burgfelsen führt. Von der Ring- oder Zwingermauer ist bis auf einige wenige Mauerreste am Westhang, knapp unterhalb der Burg nicht mehr zu sehen.

Heute wir das Schloß als Regionalmuseum und Naturparkhaus verwendet und ist in den Sommermonaten für Besucher geöffnet. website Naturparkhaus Sölktäler