Die untere Burg bei Pernegg
Stmk / Bez. Bruck a.d. Mur / Pernegg 


Der Berg der auf seiner Kuppe die Burg Pernegg trägt, fällt gegen Süden recht steil zum Murtal hin ab. Auf halber Höhe löst sich noch einmal eine kleine felsige Kuppe aus dem Gelände. Diese trägt eine zweite Burg, für ein reines Vorwerk wohl zu groß und an dieser Stelle, unterhalb von Pernegg, wohl kaum sinnvoll. In den wenigen Quellen die es darüber gibt, wird im 14.Jahrhundert eine "untere Veste" genannt .

Es ist der klassische Fall einer vergessenen Ruine:

  • Vischer zeigt 1690 den abgeholzten Berg ohne Ruine. 
  • Piper beschreibt 1900 die obere Burg im Detail, erwähnt die Untere aber mit keinem Wort.
  • Baravalle erwähnt ihre Existenz ohne sie zu beschreiben.
  • Ebner ( Birkenserie) beschreibt einen "massiven, quadratischen Turm, von einer Ringmauer umgeben" .
  • Stenzl ( von Burg zu Burg ) übernimmt diese Beschreibung, wohl ohne die Ruine selbst gesehen zu haben.

Dabei ist ein Besuch durchaus lohnend, wenn auch recht anstrengend. Den Weg zur Burg habe ich nicht gefunden. Jedenfalls kann der Weg, den ich genommen habe, wohl nicht der richtige sein, obwohl ich doch irgendwie angekommen bin.

Der Burgplatz liegt am Ende eines kurzen Felssporn, der durch einen ca. 10 Meter tiefen und 15 Meter breiten Halsgraben durchtrennt ist. Während der Halsgraben in Dimension und Steilheit beeindruckend ist, sind die drei anderen Seiten zwar steil, aber durchaus zu ersteigen. Besonders die Südseite (Richtung Tal ) bietet wenig natürlichen Schutz. Hinter dem Halsgraben steht die 5-fach geknickte, bis zu 3 Meter starke Schildmauer. Sie ist noch ca. 8 Meter hoch erhalten und aus kleinteiligem Bruchsteinmauerwerk  mit 60-70cm hohen  Abgleichlagen  gemauert.  Die Ecken sind mit besonders langen Steinen aus demselben Material verstärkt.

Die Mauer zeigt außer dem Tor keinerlei Öffnungen. Auch an der Innenseite sind keine Balkenlöcher und keinerlei Ansätze von Quermauern zu erkennen. Es war also innen kein Gebäude angebaut, sondern es lag hinter der Schildmauer ein Hof. Wahrscheinlich nützte man die günstige Ausrichtung der Burg, um die Schildmauer im Norden als reinen Wehrbau auszuführen und im weniger gefährdeten Süden die Wohnbauten anzulegen. Dort ist jetzt keinerlei aufgehendes Mauerwerk mehr vorhanden. Nur an der Südost-Ecke deutet ein Schutthügel darauf hin, daß hier vielleicht einmal ein Gebäude gestanden ist.

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Innenseite der Schildmauer Tor mit Entlastungsbögen

Neben der Masse der Schildmauer fällt besonders der scheunentor-große Eingang zu Burg auf. Das Tor hat innen eine Breite von vier Metern und verjüngt sich nach außen auf knapp unter drei Meter. Die Seitenwände des Tores sind nicht senkrecht, sondern in A-Form leicht nach außen gestellt. Seltsamerweise liegt diese große Öffnung direkt an der Angriffseite.
Über dem Tor war die Schildmauer durch zwei übereinander liegende Entlastungsbögen gesichert, die aus radial angeordneten Steinplatten gebildet wurden. Der obere liegt ein ganzes Stockwerk höher als der untere. Zusätzlich waren unter dem unteren Entlastungsbogen massive Holzbalken eingemauert und das Kreissegment zwischen den Holzbalken und dem Bogen mit Bruchsteinen ausgemauert. Die Balken sind jetzt verschwunden und die Bruchsteinfüllung in einem Stück herabgestützt. Das sind aber die einzigen Verfallserscheinungen an der Schildmauer, die sonst auffällig perfekt erhalten ist.
 

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Baufuge in der älteren Ringmauer, links Gebäudeecke, rechts niedere angestellte Ringmauer. links die ältere Ringmauer, rechts die eingestellte Schildmauer

Vor dem Tor liegen die Reste eines etwa 4 Meter breiten und 7 Meter langen Torzwingers, an dessen Ende man wohl eine Brücke über den Halsgraben vermuten darf. ( Eine ähnliche Zwingeranlage findet sich auch auf der oberen Burg Pernegg ).
Bei näherer Betrachtung fällt auf, daß dieser Zwinger älter ist als die Schildmauer und wohl der Rest einer älteren Burganlage sein dürfte. Besonders an der Ostseite ist deutlich zu erkennen, wie die Schildmauer über eine ältere Mauer gestellt wurde. Diese ältere Mauer zeigt noch eine Baufuge, die aus dem Zusammenbau eines Gebäudes und einer niederen, vorgelagerten Ringmauer stammen dürfte.
Weniger klar ist die Situation westlich des Tores: Hier läuft die Zwingermauer im rechten Winkel in die Schildmauer hinein, ist auf der Außenseite eindeutig durch eine Baufuge getrennt, auf der Innenseite aber ebenso eindeutig verzahnt. Außerdem wird die Zwingermauer über einer Höhe von etwa 5 Metern  mit einer deutlichen horizontalen Baufuge von der Schildmauer überbaut.
Man muß ja nicht alles verstehen können.

Da die Schildmauer so unversehrt ist, die südlichen Teile aber einschließlich des Fundamentes fehlen, vermute ich, daß diese Teile, so wie die Burg Pernegg, zu Bau des neuen Tal-Schlosses abgetragen wurden. Im westlichen Teil des Hofes ist eine leichte kreisrunde Vertiefung erkennbar, vielleicht eine Zisterne.

Wegbeschreibung : Hinter dem Chor der Wallfahrtskirche Pernegg (sehenswertes Portal ) beginnt der alte Hohlweg der bis zur Oberen Burg Pernegg führt. ( Der Anfang ist etwas verwachsen, einfach hinter der Kirche aufwärts gehen ). Nach einigen 100 Metern, nach der ersten großen Linkskurve, ohne Weg links bergauf bis zum höchsten Punkt.

 

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