FOHNSDORF
Steiermark / Bezirk Judenburg / Fohnsdorf

 

Grundriss der Burg Fohnsdorf Vischers Darstellung von Fohnsdorf Hofseite des Wohntraktes Innenseite des Bergfrieds Mauerwerk nach der behutsamen Sanierung

Man sagt über den Topographen Georg Matthäus Vischer, daß die Qualität seiner Darstellungen von der Qualität des Essens abhing, das ihm vom Burgherren geboten wurde. Wenn das so ist, möchte ich gar nicht wissen was der arme Mann auf Burg Fohnsdorf zu essen bekam. Denn die Zeichnung die er um 1681 angefertigt hat, zählt mit zum Schlechtesten das der reisende Mönch hervorgebracht hat. Mit dem Bestand hat seine Darstellung absolut gar nicht zu tun und sie scheint frei erfunden. Vischer zeigt eine kastellartige Anlage mit einer großräumigen Vorburg, die mit mehreren Rundtürmen und einem rechteckigen Torturm verstärkt ist.

Tatsächlich ist Fohnsdorf eine einfache Anlage, mit einem leicht über Eck gestellten, quadratischen Bergfried an der Angriffsseite. Dahinter liegt der Burghof, der von einer etwa rechteckigen Ringmauer begrenzt wird. An der Ostseite war ein Wohntrakt an die Ringmauer angestellt. Davon hat sich die Hofseite noch auf drei Stockwerken erhalten.
Ein weiterer, schmälerer Wohntrakt lag innen an der südlichen Ringmauer, ist aber nur noch in Fundamenten erhalten.

Der Bergfried hatte seinen Hocheinstieg an der Ostseite. Seine Besonderheit ist ein umlaufender Maueranker: Die Holzbalken dieser Mauerverstärkung sind längst verrottet, geblieben sind die Kanäle im Mauerwerk. Ungewöhnlicherweise überkämmen die Deckenbalken des Einstiegsgeschosses die hölzernen Maueranker, und bilden damit eine statische Einheit. Genützt hat der ganze Aufwand nicht viel. Trotz Verstärkung rutschte die Südwestecke des Bergfrieds ab, ohne dabei zu zerbrechen, und steht nun um etwa 2 Meter neben dem ursprünglichen Standort.

Wenn ich die Fotos von 1999 ansehe, scheint das Mauerwerk auf eine Errichtung um oder kurz nach 1300 hinzuweisen. Danach wurde die Burgruine "saniert". Ich bezeichne so etwas als Tschernobyl-Sanierung : Alles wird in einem Betonsarkophag eingegossen: Sämtliche Befunde wurden bei dieser Sanierung zerstört, die östliche Aussenseite des Wohntrakts wurde für den Zufahrtsweg des Caterpillars eingeebnet.
 

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